Was ist der Mensch? Was bin ich?

Ich möchte angesichts der Überschrift einmal höchst pessimistisch beginnen und die Frage stellen, ob sich diese beiden Fragen, die aufeinander aufbauen, überhaupt wahr und „richtig“ beantworten lassen. Viele wissen aus ihrer Beschäftigung mit Meditationstraditionen wie Yoga und Zen, das die Frage „Wer bin ich?“ als einer der wirksamsten Schlüssel zur Bewusstseinsentwicklung gilt.



Wer allerdings in den Schriften dieser Traditionen nach einer Antwort sucht, die einer persönlichen Überprüfung standhält, wird wenig Erfolg haben. Nahezu alle Autoren dieser Richtung geben keinerlei Antwort, sondern das Gegenteil scheint häufiger anzutreffen zu sein: Man kommt mit ein oder zwei Fragen in das Gespräch mit dem Meister, Leiter oder Lehrer und geht mit fünf oder sechs offenen Fragen zurück zu seiner Meditation. Und sehr sehr oft ist man nach dem Gespräch verwirrter als zuvor. Warum ist das so? Die Traditionen schreiben dazu, das man als Lehrer keine Erfahrungen vermitteln kann, sondern höchstens seine eigene Erfahrung darlegen oder zugrunde legen kann. Eine Erfahrung lässt sich somit nicht weitertragen, sondern muss höchstpersönlich selbst gemacht werden. Weil Lehrer das wissen, versuchen sie es erst gar nicht, zu der einen ganz bestimmten Erfahrung hinzuführen, sondern versuchen eher, die Hindernisse zu beseitigen, die eine Erfahrung im Allgemeinen unmöglich machen. Das geschieht, in dem sie die Konzepte, Vorstellungen, Verwicklungen, Wünsche, Ängste, Bedürfnisse und so weiter der Fragenden ad absurdum führen und somit Platz schaffen für neue, fördernde und heilsame Gedanken. Um mit anderen Worten zu Erfahrungen zu gelangen, bedarf es ausschließlich eigener Bemühungen. Meditationserfahrungen können also gar nicht übergeben, vermittelt oder gelernt werden, im Gegenteil, der Versuch zu vermitteln, wird dem Übenden nur wie ein weiteres Hindernis auf seinem eh schon schweren Weg begegnen und füttert nur seine Vorstellungswelt.

Beginnen wir aber jetzt erst einmal mit dem ersten Teil der Frage der Überschrift: Was ist der Mensch? Zunächst einmal ist der Mensch sowohl in materieller als auch geistiger Form heute ein Gegenwartspunkt einer sehr langen Entwicklungsgeschichte, die, ich will das gar nicht vertiefen, auch jetzt noch nicht als abgeschlossen gelten kann. Warum sollte gerade jetzt eine so lange Entwicklungsreihe enden? Dafür gibt es keinen nachvollziehbaren Grund. Und auch alle anderen Geschöpfe auf unserem Planeten werden sich weiter entwickeln. Das scheint so angelegt zu sein, von wem oder warum sei hier einmal nicht gefragt. Wenn wir diese Entwicklung wie einen Strom (Rhein) betrachten, dann verändern sich dessen Bett und Ufer im natürlichem Umfeld dauernd, und auch das Wasser, das das Bett nutzt, ist ständig ein anderes. Es ist daher heute eigentlich nicht wesentlich, woher das Wasser kommt und warum es gerade so fließt. Es ist so und bleibt relativ beständig. Wir sagen dazu, es hat Dauer. Wenn wir das zum Menschen zurücktragen, können wir doch sagen, das der Mensch ein Wesen ist, das sich ständig verändert, aber in seiner Grundkonzeption über so etwas wie eine als stabil wahrgenommene, aber begrenzte Dauer verfügt, mit anderen Worten irgendwann erscheint und wieder vergeht. Wir nennen das Sterblichkeit.

Dann bewohnt der Mensch diesen Planeten, genannt Erde, mit Millionen anderen Formen von Leben, die sozusagen gemeinsam die Grundlagen schafften und noch immer schaffen, die dieses Leben so möglich machen. So verbrennt der Mensch als tierisches Wesen mit seinem Stoffwechsel Kohlenstoffverbindungen durch die Zuführung von Sauerstoff zu Kohlendioxid, das wiederum von den Pflanzen aufgenommen und in feste Materie (Blätter, Pflanzen, Bäume) zurückverwandelt wird, wobei Sauerstoff freigesetzt wird und Brennmaterial entsteht, die beide wiederum von der Tierwelt benötigt werden, um in materieller Form weiterexistieren zu können. Wir sehen hier eine Kreislaufwirtschaft, die von einer großen Abhängigkeit erzählt, der das Leben auf diesem Planeten unterworfen ist. Weiterhin bestehen Abhängigkeiten aller Lebensformen von Wasser, der Zusammensetzung der Luft sowie den planetarischen Gewalten, die aufgrund der Zusammensetzung des Planeten, seiner schwimmenden Hülle und seinem feurigen Kern, hier und da für Turbulenzen und Veränderungen sorgen, die Dauer und Möglichkeiten der Lebewesen entscheidend prägen können. Im Grunde kann Leben auf der Erde also als ein Prozess verstanden werden, der irgendwann einmal in ferner Vergangenheit begonnen hat und bis jetzt andauert.



Dann ist dieser Planet Erde ein kleines Teil eines Sonnensystems, dessen Zentralstern die Energie und Wärmestrahlung abgibt, die ebenfalls für den oben beschriebenen Lebensprozess benötigt wird. Dieses Sonnensystem befindet sich aufgehoben in einer schier unendlich scheinenden Galaxis (Milchstrasse) mit Milliarden anderen Sonnensystemen, deren Ausdehnung in Zahlen nur schwer auszudrücken ist. [1. Die Wissenschaft schätzt 100 bis 300 Milliarden Sterne und eine Ausdehnung in der Form einer Scheibe, die einen Durchmesser von 170000 bis 200000 Lichtjahre hat und etwa 3000 Lichtjahre breit ist.] Diese Scheibe liegt aber immer noch am Rande eines Galaxienhaufens, die mit anderen Galaxienhaufen zusammen dann eine schier unbeschreibliche Dimension annehmen. Wir können die Größenordnung all dessen nur schätzen, da wir bisher nur sehen können, was irgendwann einmal Licht und Wellen ausgesendet hat, das wie gesagt Lichtjahre braucht, um uns zu erreichen. Warum erzähle ich das alles? Nun sehen wir Menschen uns ja an als die Krone der Schöpfung und vor allem, wir benehmen uns in unserem Abhängigkeitssystem auch so. Und ein transzendenter Schöpfer hat all das geschaffen, denken wir, was wir Universum nennen. Für ein Wesen und dessen Wissen, das es bisher nur geschafft hat, mal einen Fußabdruck auf den uns umkreisenden Trabanten (Mond) zu hinterlassen, ein sehr gewagter Ausspruch, wie ich finde. Die Menschen sind, materiell betrachtet, noch nicht einmal annähernd ein Fliegenschiss auf der Glasfassade eines Wolkenkratzers. Vielleicht sollten wir daher etwas bescheidener sein in unseren Vorstellungen, die wir doch noch immer voller Stolz verbreiten? Was wir übers Universum wissen ist doch nur das, was wir sinnlich und technisch messbar wahrnehmen können. Das ist nicht viel?!

Nun hat ja der Mensch als einziges Wesen auf diesem Planeten ja geistige Fähigkeiten, die letztlich auch zu der Entwicklung von Technik geführt hat? Stimmt das? Wenn wir einen Hund „gebrauchen“, der mit seinem Geruchssinns zum Beispiel Menschen oder bestimmte Stoffe aufspürt, dann tut er etwas, was wir weder sinnlich noch technisch nachvollziehen können. Andere Tiere orientieren sich am Magnetfeld der Erde, um zu navigieren, andere hören Frequenzen, von denen wir nur mit großem technischen Aufwand etwas mitbekommen, und meine Gänseblümchen im Garten können wahrscheinlich einen Regen genauer voraussagen als viele menschliche Wetterspezialisten. Die Blätter von Bäumen und Sträuchern richten sich aus nach dem Stand der Sonne, und sie machen das ununterbrochen. Manche Pflanzen könne Tiere fangen und fressen, und so manch Autor behauptet in wissenschaftlicher Sprache geschrieben Arbeiten, das Bäume und andere Pflanzen sich verständigen und das Mikroben, Keime und Viren gezielt und organisiert ihre Feldzüge gestalten. Und alle tun das aus nur einem einzigen Grund, sie wollen leben, überleben. Und jetzt die Frage? Was gestaltet die Wahrnehmung unserer Erdmitbewohner, wenn sie keinen Geist, keinen Zugang zu Geist oder was auch immer ihre Wahrnehmung steuert, haben? Also ich denke, das die Ansichten über Geist und dessen Verbreitung einer gründlichen Überarbeitung bedarf. Alle Lebewesen haben Geist, und der eines Baumes hat bestimmt andere Aufgabenstellungen als der einer Ameise oder eines Menschen. Auch hier würde die Menschheit gut daran tun, vom hohen Ross herabzusteigen und etwas gründlicher nachzudenken. Der Delphin zum Beispiel hatte in seinem Lebensbereich Ozean und Meer nahezu keine Feinde, bis die Menschheit begann, mit riesigen Booten die Weltmeere zu erobern. Die Technik dazu ist erst ein paar JH alt. Diesem großen Meeressäuger fehlte es bis dahin an nichts über JTd hinweg und lebte in Frieden und Fülle. Warum hätte er sich also technischer Mittel bedienen sollen. Delphine unter sich führen keine Kriege, sind sehr gesellig und verspielt und haben ein beispielhaftes Sozialverhalten. Vielleicht wäre es für die Menschheit angebracht, sich auf der Suche nach Sicherheit an diesen Säugern zu orientieren. Sie sind das bessere Beispiel als alle SF-Vorstellungen mit all dem technischen Kram, der in vielen Filmen so verbreitet wird.

Um wahrzunehmen und einen materiellen Körper, sei es Tier oder Pflanze, als Reaktion aufs sein Umfeld zu bewegen, bedarf es unserer Logik nach entweder eines individuellen oder übergreifenden Zugriff auf das, was wir Geist nennen. Und damit Wesen miteinander kommunizieren können, um sich zu organisieren, muss es eine Verbindung geben zwischen ihnen. Und da Wesen auf der Welt nicht nur mit sich selbst kommunizieren, sondern immer auch miteinander, ist die Anwesenheit nur eines individuellen Geistes in exakter Abgrenzung äußerst unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, das Wesen, die miteinander zu tun haben, sozusagen ein gemeinsames Feld aufbauen und dieses dann gemeinsam benutzen. Ich kenne Familien, in denen Menschen, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Singvögel gemeinsam in trauter Eintracht miteinander ein Haus bewohnen. Dabei jagt der Hund zum Beispiel gerne Katzen aus anderen Haushalten, ist bei den Mitbewohnern seines Heims allerdings ganz anders drauf. Wie geht das anders als mit der Annahme, als das hier eine Gemeinsamkeit, wie immer auch entstanden, Harmonie herstellt. Ich nenne diese Gemeinsamkeit jetzt einfach mal Geist, weil ungreifbar, nicht materiell und irgendwie weder messbar noch auszumachen. Und Geist organisiert sich in Feldern, die auf- und abgebaut, vergrößert, verkleinert oder umgestaltet werden können, sich also nach Bedarf ausbilden. Das bedeutet, das Felder nicht fixiert sind, sondern sich sozusagen bilden, verbinden und gestalten, wenn sie von einem individuellem Stand aus angesprochen werden. Und weiterhin würde das bedeuten, das sich jedes Bewusstsein über Geist mit anderen Trägern von Bewusstsein [1. Bewusstsein heißt: Wahrnehmung seiner selbst als bewusstes Wesen.] verbinden kann. Was diese Verbindungen behindern könnte, liegt daher nicht an der Welt, sondern eher an individuellen mentalen Voraussetzungen, die entweder blockiert oder aber unzureichend gestaltet sein können. Aber das ist dann ein Thema, mit dem sich die Frage „Was bin ich? zu beschäftigen hat.

Fassen wir zusammen, was in meinem Denken zu der Frage „Was ist der Mensch?“ bisher festzustellen war, so kommen wir zu folgendem Ergebnis: Der Mensch ist ein bewusstes Wesen, das auf einem winzigen Planeten irgendwo im endlosen Universum mit anderen Lebensformen in Symbiose lebt und sich durch Mittel der Technik sein Überleben in Form einer Vorherrschaft zu sichern hofft. Was wir dazu noch schnell klären sollten ist der Begriff „bewusst“ oder „Bewusstsein“. Interessant ist hier eine Definition von Wikipedia:

Bewusstsein (abgeleitet von dem mittelhochdeutschen Wort bewissen im Sinne von „Wissen über etwas habend“,[1] lateinisch conscientia „Mitwissen“ und altgriechisch συνείδησις syneídēsis „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις synaísthēsis „Mitwahrnehmung“, „Mitempfindung“ und φρόνησις phrónēsis von φρονεῖν phroneín „bei Sinnen sein, denken“) ist im weitesten Sinne das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Eine allgemein gültige Definition des Begriffes ist aufgrund seines unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich. Die naturwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit definierbaren Eigenschaften bewussten Erlebens.



Nach dieser kurzen Einleitung beginnt der Artikel in Wikipedia bereits, die Probleme aufzulisten, die sich daraus ergeben. Es folgen „Bewusstsein als Rätsel“, „Das Qualia-Problem“, „Das Intentionalitätsproblem“, … um dann in die Wissenschaftszweige [2. Was sagt die Neurowissenschaft, was die Psychologie, was die Kognitionswissenschaft, was …] abzurutschen, die jede für sich eine eigene Vorstellung besitzt. Wer sich jemals an einem 500 seitigem Fachbuch solcher Disziplinen versucht hat, wird meinen nächsten Satz sicher gut verstehen: Ich finde ich das alles in der Summe äußerst unbefriedigend. Wenn wir einen Ausdruck gebrauchen, müssen wir auch sicherstellen, da jeder so etwa das gleiche darunter versteht, auch wenn wir sagen müssen, das es eine endgültige Definition nicht gibt. Daher möchte ich jetzt einmal den Versuch wagen, zu beschreiben, was ich hier in diesem Artikel als Bewusstsein verstehe. Bewusstsein ist für mich die Fähigkeit eines lebenden System, auf seine Umwelt zu reagieren, um zum Beispiel sich dem Sonnenlicht entgegen zudrehen oder Nahrung zu detektieren und aufzunehmen. Aber wir werden damit schnell bemerken, das das nicht ausreicht, um zu kommunizieren. Ich nenne diese Version einer Definition daher von jetzt an Be-Wusstsein (andere Schreibweise…). Dieses ist nahezu allen lebenden Wesen eigen. Um etwas zu differenzieren, führe ich einen weiteren Begriff ein. Bewusst-Sein (weitere andere Schreibweise…) erweitere ich in meiner Definition auf die Eigenschaft, sich seines Bewusstsein bewusst zu sein. Damit beschreibe ich das in der Welt-sein vieler Lebewesen, denen ich zusätzlich folgende Eigenschaft zuschreiben kann: Sie sind nicht nur in der Lage, auf ihre Umwelt zu reagieren, sondern verfügen mehr noch über die Fähigkeit, sich sozusagen eine Kommunikationsplattform wie zum Beispiel Sprache anzueignen und somit Informationen zu teilen. Wie wir wissen, reagieren Nutztiere auf den Namen, den Menschen ihnen geben. Auch wissen wir, das sich Bienen durch eine Form von Tanz verständigen, usw. Und das normal geschriebene Bewusstsein verfügt in meiner Definition für diesen Artikel zusätzlich zu den anderen genannten noch über die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen, deren Stimmungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Sie können sich in deren Lage anderer Lebewesen einfühlen. Satirisch und pessimistisch betrachtet ist daher Bewusstsein nicht einmal grundsätzlich allen Menschen zu eigen. Soweit zum Begriff Bewusstsein, wie ich ihn verwende. In der Frage nach „Was bin ich?“ kommt nur Bewusstsein vor, ist Bewusstsein die Grundbedingung für das Fragen überhaupt.

Wer die Frage „Was/wer bist du? Gestellt bekommt, antwortet meist „Ich bin …“. Der Gefragte wechselt in diesem Moment aus der Form des Lebendig-Seins auf die Landkarte der Sprache. Und er erzählt von seinem Namen, seinem Beruf, seiner Vergangenheit, seinen Tagträumen und Wünschen, seinen Leistungen und Erfolgen, von seinem Geld und seinen Schätzen, seinem Tagesablauf und was er so alles denkt. Warum ist das so? Der Name, auf den man hört, ist antrainiert. Er könnte geändert werden. Sein Beruf, der sein Tätig-sein definiert, ist erlernt. Wenn niemand mehr ihn braucht, ist er nutzlos. Sein Alter, mit dem er seine bisherige Dauer beschreibst, ist ein Bezug auf eine künstliche Zeitrechnung, die es greifbar nicht gibt. Sein Heim, sein Auto, sein Geld ist ein Produkt einer Vereinbarung mit anderen Menschen, die meist gehalten, aber auch durchbrochen werden kann. Selbst das Leben kann ihm/ihr jederzeit genommen werden. Es genügen 15 Zentimeter Stahl. Und man kann sagen auf diese Frage, was immer man möchte, nichts davon hält einer Hinterfragung stand. Nichts am Menschen und seiner Landkarte ist beständig. Alles ist bedingt, vorübergehend, vergehend, nichts ist beständig… würde ein Zen-Meister sagen. Gibt es überhaupt etwas Beständiges? Selbst dieser Planet und unsere Sonne werden nicht ewig hier sein. Was also ist beständig? Worauf kann sich alles Existierende beziehen. Viele Theorien berufen sich auf Gott/Götter oder geheime Pläne, die im Verborgenen alles lenken und leiten. Götter und Beschreibungen solcher Pläne aber gibt es mittlerweile viele. Welche Form ist richtig? Und sie leben/wohnen/existieren doch in der Erzählung meist jenseits des Universums, also transzendental. Aber das geht doch auch nicht, weil das Universum alles, absolut alles umfasst, wie der Name schon sagt, und neben dem daher nichts anderes bestehen kann. Ich glaube, diese schnelle Aufzählung zeigt mehr als deutlich, wie wenig Substanz aus einer solchen Sichtweise gezogen werden kann. Nun könnte man ja zur Überzeugung kommen, einfach nicht so tiefschürfend zu fragen, sich dann eine passende Erzählung heraussuchen und dabei zu bleiben. Durch stete Wiederholung, durch Rituale und geschickte Hinleitung wird diese dann immer massiver und erreicht einen Entwicklungssprung: Der geht von der Erzählung (Narrativ) aus zur Setzung „Das ist jetzt mal einfach so…, und das ist ja auch gut so…, wir können eh nichts dagegen tun…, und Ruhe ist…!“. Ja, ich finde solche Setzungen häufig, sehr häufig sogar und verstehe auch die Motive, die dahinter stehen. Aber einfach eine Setzung unter vielen auszuwählen, dazu steht mir heute nicht der Sinn. Ich möchte der gestellten Frage wirklich auf den Grund gehen. Und wenn sich dieser nicht finden lässt, dann steht am Ende des Artikels eben wahrheitsgemäß: „Ich komme nicht weiter. Ich weiß es nicht!“.

Aber soweit ist es noch nicht. Schauen wir uns doch zunächst einmal an, was unter dem schönen Wort „ich“ so alles verstanden werden kann. Wie wir in letzten Abschnitt gesehen haben, sind das zumeist solche Setzungen wie Status, Gut und Haben sowie unsere intellektuelle Einordnung in das Gesellschaftssystem, dem wir angeschlossen sind. Fragt man jemand in der Form „Wer bist du?“ einfach mal so aus den Nichts und frei heraus, wird er selten auf seinen Körper zeigen oder aber auf seine unsterbliche Seele verweisen. Wir haben oben ausgeführt, das Geist sich in unterschiedliche Weise mit der Funktion des Denkens und der Wahrnehmung beschäftigt. Aber der Mensch wird ja normalerweise als ein System von Körper, Geist und Seele bezeichnet. Was ist also mit dem Körper-Ich? Ist mein Körper nicht offensichtlich das große Aushängeschild , das wir mit „Ich“ betiteln? Meist sprechen wir trotzdem von ihm in der drittel Person und behaupten, ihn zu haben. In diesem Besitz dann wohnt unser Geist, den wir somit auch zu besitzen scheinen und der sich in vielfache Unterfunktionen aufzuteilen scheint. So sagen wir gerne „Meine Vorstellung von… ist soundso“., „Meine Beweggründe sind…“, „ich glaube, das…“ oder entsprechend. Der Geist ist also unterteilt in Vorstellungen, also Bilder, die vor etwas gestellt sind, in Beweggründe, also Wahrnehmungen, die mich zu einer Bewegung gezwungen oder inspiriert haben und Glaubensinhalte, die mein „ich“ zu rechtfertigen sucht. Und da würden sich noch viele weitere Motive auffinden lassen. Und zu guter Letzt haben wir noch eine Seele, die ein Gewissen mit all seinen Funktionen beinhalten soll, zusätzlich noch der Träger einer absolut gedachten Vernunft ist und als unsterblich gilt. Trotzdem muss die Seele von Zeit zu Zeit auch noch „gerettet“ werden, was uns besonders die christlichen Religionen immerzu ans Herz legen und dafür, zumindest in der Historie, auch schon mal gerne den Körper und das Leben geopfert haben. All das ist also „Ich“?! Der einzelne Mensch und sein Ich sind also gar nicht so einfach zu beschreiben. Zu jeder Aussage, jeder Idee der letzten fünf Artikelseiten ließen sich in einer Bibliothek eine ganze Reihe von Fachbüchern finden, die unser Wissen/Denken über das betrachtete Motiv noch wesentlich weiter in die Breite führen würden.

Müssen wir also, wenn wir dem „Ich“ auf die Spur kommen wollen, so stark in die Breite gehen, oder genügt einfach eine sorgsam gestaltete Auswahl von Vorstellungen und Geschichten, mit denen unser ich ein glückliches und zufriedenes Leben führen kann? Zwei Fragen, die zweimal von mir an dieser Stelle mit jein beantwortet werden. Jein deshalb, weil wir angesichts der Fülle des Menschheitswissens uns dieses niemals als Person allein aneignen könnten, wir also uns immer mit einer Auswahl begnügen müssen. Jein deshalb, weil wir in vielerlei Hinsicht auf Wissen angewiesen sind, weil der Mensch an sich einfach nach Entwicklung strebt und sein Leben sichern muss, um sich überhaupt entwickeln zu können. Entwicklung ist das große Motiv des Lebens in der Natur im Allgemeinen und der Menschwerdung im Besonderen. Das ist aus der Beobachtung der letzten JH deutlich sichtbar. Und sowohl die Natur im Allgemeinen und auch der Mensch im Besonderen hat diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen, im Gegenteil. Viele große Geister glauben, das da noch Potential zur Entfaltung kommen wird, das unsere heutige Vorstellungskraft mehr als übersteigt. Beschreibungen und Methoden zur Entwicklung wurden von weisen Menschen in allen Kulturen unserer Erde geschaffen und verkündet. Und so unterschiedlich diese Vorstellungen auch sein mögen, Entwicklung scheint ein Gesetz der Natur zu sein. Nun muss die Frage gestellt werden, wohin diese Entwicklung wohl gehen könnte. Das ist die Aufgabe, der sich vor allem der Wissenschaftszweig der Philosophie widmet. Wie war es bisher, was lag dem zugrunde, welche Setzungen wurden verwendet, welche Ideen, Geschichten und Vorstellungen wurden verfolgt, das sind die Aufgabenstellungen, aus der heraus ganze Bibliotheken gefüllt wurden und noch immer werden. Führten solche Arbeiten bisher zu einem Ziel? Ich denke nicht. Was würden Platon, Aristoteles, Kant, Hegel oder Wittgenstein wohl zu der heutigen westlichen Kultur zu sagen haben? Wäre es spannend, sich dazu Gedanken zu machen? Wahrscheinlich eher nicht, würde ich sagen, da wir die großen Geister der Vergangenheit nicht selbst fragen können und eher spekulieren müssten. Aber wir könnten fragen, ob ein Blick zurück eigentlich Antworten generieren kann zu Fragen der heutigen Zeit. Ich denke ebenfalls eher nein, weil es eine Zeit wie heute noch niemals gab.



Was ich also als „Ich“ bezeichne, ist ein Geist, der sich selbst wahrnehmen kann, der als Funktion in einem menschlichen Körper, der sich nach wie vor in einer Entwicklung befindet, agiert. Das ich die Seele mal so ausgespart habe, sollte nicht verwundern. Da es Kulturen gibt, die auf so etwas wie Seele, Atman oder Selbst verzichten können und sich trotzdem entwickeln, zeigt, das diese Setzung nicht zwangsläufig notwendig ist. Weiter zurück hatten wir den Geist einmal mit einer Landkarte verglichen, die der nicht ortsgebundene Körper des Menschen verwendet, um zu unterscheiden, was sich alles so in seinem Umfeld befindet und wozu es im Überlebenskampf von Nutzen sein könnte. Eine Landkarte ist ein Werkzeug. Werkzeuge können verwendet oder auch zu Seite gelegt werden. Was bleibt, nach dem wir das Werkzeug und somit das „Ich“ abgelegt hätten, ist der lebendige Körper. Sonst nichts. Somit ist der Fall gelöst: „Ich“ ist der Geist in Form einer Landkarte, die wie ein Werkzeug benutzt wird. Also weg damit? Ja ganz so einfach ist es doch wohl nicht, denn wenn der Kühlschrank nicht gefüllt, der Körper nicht gepflegt und die Umwelt nicht kontrolliert würde, wäre die Entwicklung, zu der ein Leben dient, bald zu Ende. Wir müssen uns auch nicht entscheiden, ob wir uns zwischen Körper und Geist für einen materialistischen Dualismus entscheiden und nur den Körper als existent annehmen oder ob wir annehmen, das alles einschließlich des Körpers Geist ist. Und auch einer der vielen anderen Ismen der Philosophie des Geistes und ihre Erklärungsversuche sind eigentlich nur Nice-to-have, weil wissen können tun wir es wirklich nicht. Keine Theorie kommt ohne Setzungen aus, und was wir über den Geist heute wissen, firmiert alles unter dem Begriff Theorie.

Nun, um weiter gehen zu können muss ich jetzt eine Entscheidung treffen und etwas behaupten, das ich nicht wissen kann, Und meine bevorzugte These ist die, das Geist biologisch betrachtet werden muss wie der Körper auch, und das es eher zutrifft, das der Körper einen Geist hervorgebracht zu haben scheint als umgekehrt. Und ich denke, da beide aus einer biologischen Entwicklung stammen, sie nicht voneinander zu trennen sind. Und diese biologische Entwicklung beginnt mit dem Erscheinen des Lebens auf der Erde. Und da wir zu diesem Leben gehören, ist und bleibt uns der Anfang dieser Entwicklung verborgen, da Leben niemals vor sein eigenes Erscheinen blicken kann. Aber das ist alles auch graue Theorie. Und wir müssen uns damit auch nicht auseinandersetzen, denn wir können einfach hier und jetzt schauen, was ist und hier unsere Analyse beginnen. Wir sind ein Körper mit einem Geist, der ein Ich herausgebildet hat. Dieses Ich samt seinem Schöpfer Geist dient dem Leben durch die Fähigkeit, zu unterscheiden. Weiterhin ist dieses Ich in der Lage, mit anderen Leben tragenden Wesen ein gemeinsames Feld oder allgemeiner gesagt Felder aufzubauen, eine Eigenschaft, die Beziehungen knüpfen kann und zu einem Leben in Gemeinschaften befähigt. Das ist die Ausgangslage jetzt für unser weitere Erforschung der Frage „Wer/was bin Ich?“ Wir haben nicht mehr wenige, sondern unzählige Motive, die sich als Ich auszudrücken verstehen. Die Wahrnehmung der Umfeld in Bezug zu Gefahr und Ressourcennutzung, die Regeln der Gemeinschaften, die Felder der Beziehungen, die Theorien zu Erscheinungen und Wandlungen, die Wahrnehmung des Körpers und seiner Bedürfnisse, die Automatismen aus der Zeit vor dem Bewusstwerden, Vermeidungsstrategien aus überstanden unangenehmen Ereignissen sowie der Umgang mit dem ganzen technische Kram, der all das koordiniert und befeuert, all das sind Teil und Wesen des „Ich“. Und all das dient, wie wir formuliert haben, dem Leben des Körpers und der Entwicklung des Lebens.

Nun habe ich mich, glaube ich in einigen Aussagen vielfach wiederholt. Das war notwendig, da nicht alle Perspektiven zur gleichen Zeit aufgezeigt werden konnten. Was als Essenz bleibt ist der nachfolgende schwerwiegende Satz:

Geist samt Ich dienen dem Körper, der wiederum der Entwicklung und Fortführung des Lebens dient.

Und so profan das klingen mag, so selbstverständlich, so ist die Beobachtung heute doch eine ganz andere, denn, hört man Menschen zu, in den meisten Fällen dienen heute Körper und Geist einem sich über alles erhobenen „Ich“. Nur so ist zu erklären, warum Menschen Leben vernichten statt zu fördern, Macht und Gier sich immer weiter ausbreiten und die Menschheit sich im Namen geistiger Theorien immer näher auf den Abgrund zubewegt, der sie letztlich sogar vernichtenkann. Wir haben bisher fast nur die evolutionstheoretischen und damit überlebens-technischen Entwicklungsschritten unsere Aufmerksamkeit geschenkt. Wenden wir uns nun den kulturtechnischen Motiven zu, deren sich ein „Ich“ bedienen kann. Das wird jetzt, bitte nicht erschrecken, als ob wir von einer Landkarte eines Dorfes aus einem kleinen Stück Papier zu einen detailgetreuen Weltatlas wechseln mit etwa 1000 Seiten in Großformat. Wovon wir sprechen müssen in diesem Zusammenhang sind der Stolz, die Ehre, das Wir-Empfinden (Clique, Familie, Heimat, Volk, Staat, Kollegialität, Verein, Bruderschaft), also diese ungreifbaren Werte, denen sich ein Ich verbunden und unterworfen fühlen kann. Dann sind da noch die Religionen, die Kulte, die Geheimlehren und sogenannte mafiöse Strukturen, die zu einer Identifikation führen können. Und als nächsten Punkt muss ich noch psychologische Motive aufführen, die von krankhaften Formen der Sucht über sexuelle, Macht und Status orientierte sowie euphorisch bedingte Abhängigkeiten gehen kann. Und damit beanspruche ich nicht einmal annähernd einen Anspruch auf Vollständigkeit. Nun kann ich in diesem Artikel nicht auf alle genannte Punkte eingehen. Ich muss daher auf die entsprechende Literatur verweisen, die es ja reichlich gibt. Was aber zu bedenken ist anhand der Aufzählung ist die Beobachtung, das nahezu alle Punkte darin sich zum einen auf der bereits angesprochenen Landkarte befinden, die das Ich ausmacht, und das alle genannten Motive erlernte Techniken, Gewohnheiten oder Ausprägungen sind. Sie sind zumindest größtenteils weder naturgegeben noch vererbt, sondern eher anerzogen, von Bezugspersonen kopiert oder durch gesellschaftliche Zwänge erzeugt. Und diese Produkte sind nicht fix, sondern entwickeln und verändern sich nahezu permanent. Bestes Beispiel dafür sind der Nachwuchs, der von liebenswürdigen Kindern sich über pubertierende Halbwüchsige zu gesellschaftskonformen jungen Erwachsenen entwickeln und deren Eltern meist mehr am Staunen sind als am Erziehen. Und das endet ja nicht mit 30, sondern führt sich fort vom Erwachsenen-Alter über das Bestager-Alter bis zum unternehmungslustigen Rentner. Die genannte Entwicklung gilt doch heute sozusagen der normale Entwicklungswegeines Gesellschaftsmitglieds, und nur unplanbare Ereignisse wie Verlust und/oder Krankheit, Arbeitslosigkeit und andere Umbrüche führen einen anderen Lebensweg herbei.Nichts davon erscheint also beständig und unumkehrbar. Im Gegenteil, es scheint so zu sein, das alles Erlernte im Zuge des lebenslangen Weiterlernens ständig im Fluss zu sein scheint. Was wir aber auf jeden Fall sagen können ist, das erlernte Identifikation, die Landkarte sozusagen, somit auch als veränderbar gelten kann. Das mag nicht immer einfach sein, zugegeben, ist aber möglich.

Ich zum Beispiel bin in einem kleinen Dorf groß geworden, habe Dialekt gesprochen und mich bis zum Teenager-Alter mit den in meiner Heimat üblichen Werten identifiziert. Heute spreche ich weder diesen Dialekt mehr noch empfinde ich dieses Dorf in irgendeiner Art und Weise als meine Heimat. Und auch die Werte, die nahezu unumstößlich mir ans Kinderherz gelegt wurden, teile ich heute nicht mehr. Als Wanderer zwischen Herkunft und neuem selbstgewähltem Umfeld habe ich diese Motive also abgelegt und empfinde mich mehr als heimatlos, was positiv betrachtet mich befähigt, überall dort zu Hause sein zu können, wo ich bin und es mir gefällt. Aus heutiger Sicht ist/war das für mich ein Motiv der Befreiung von unsinnigen Zwängen und somit mit einem die Lebensqualität fördernden Wert verbunden. Wie der Begriff Heimat können alle Wir-Empfindungen (s.o.) als Zwänge empfunden und, wenn gewünscht, abgelegt werden. Süchte können abgelegt werden, Religionen und Kulte können ausgewechselt oder ganz und gar abgelegt werden. Abhängigkeiten können beendet werden. Vielleicht sollte auch gesagt werden, das es wohl am Sinnvollsten ist, sich prinzipiell derartiger Gewohnheiten ganz zu enthalten oder doch zumindest die unverzichtbaren Übel in einem kontrollierbarem Maß zu genießen. Alles auf der Landkarte des „Ich“ ist bedingt, und daher nicht unumstößlich, wechselt oft und vielleicht sogar ständig und kann nicht als wirklich bezeichnet werden. Sicherlich sind diese Übel vorhanden, aber sie sind einfach nicht so tragisch, wie das in einer Gesellschaft häufig gesehen und praktiziert wird. Sie sind veränderbar und alles andere als fix. Das ist die wichtigste Überlegung, die Veränderungen in Lebensgefügen herbeiführen kann. Erst danach kommen konsequentes Handeln und der starke Wille. Aber das klärt nicht das Motiv der Frage „Wer/was bin ich?“ Das die genannten Kulturtechniken in Ich und Wir-Konzepten vorzufinden sind und dafür sorgen, das Menschen in Gemeinschaften leben und tätig sein können, ist dafür unerheblich. Sie erklären nur, wie der Mensch, wie das Wir und wie das Ich leben. Sie sagen aber nicht, was „Ich“ bin. Sie sagen nicht, was wirklich ist.



Über die Brücke „Was ist der Mensch?“ sind wir der eigentlichen Frage „Was bin ich?“ nicht näher gekommen. Wir haben lediglich erkundet, das der Mensch und sein Wirkungsgebiet sehr sehr klein ist und das er wohl nicht das Label „Krone der Schöpfung“ erhalten kann. Wir haben erkundet, das eine Transzendenz-Sphäre, die etwas außerhalb des Universums existierendes deklariert, wohl nicht sein kann. Und wir haben herausgefunden, das unser Wissen über das Universum generell wohl auf sehr dünnen Beinen ruht. Weiterhin haben wir zugeben müssen, einen tierischen Körper zu haben, dessen Erhalt und Existenz auf der Symbiose mit sehr vielen anderen Lebewesen beruht. Und dann erkannten wir, das, was wir ach so stolz Geist nennen, wirklich Geist ist, ungreifbar, unfassbar, nicht wirklich im wissenschaftlichen Sinn. Dieser Geist kann nicht individuell aufgefasst werden, denn er beruht wahrscheinlich darauf, ein kommunikatives oder helfendes Wir zu gründen. Sprache bedarf immer eines Gegenüber. Was wir dann zu guter Letzt annehmen können ist die Wahrheit der Beobachtung, das wir mit anderen Lebewesen, die Zugang zu etwas wie Geist haben, Felder bilden müssen, um gemeinsames Handeln möglich zu machen. Und wir mussten einsehen, das dieses Gemeinsame nur dann möglich ist, wenn eine Form von Kulturtechnik dieses Miteinander regelt und steuert, was immer auch begrenzende und unterdrückende Formen haben muss. Mit Freiheit im absoluten Sinn sind Kulturgesellschaften also nicht allzu üppig ausgestattet. Und trotzdem ist da noch dieses „Ich“, das wir nicht haben einordnen können.

Ich persönlich glaube, das uns die letztgenannten Beobachtungen, Entdeckungen und Wahrnehmungen im Grunde helfen, unserem „Ich“ doch etwas näher auf die Pelle zu rücken. Zumindest heben sie unser Selbstbild vom hohen Sockel der Ermächtigung herunter und ordnen den Menschen so ein in die uns bekannte Welt, das keine allzu großen Widersprüche sich mehr finden lassen. Das Leben auf diesem Planeten scheint auf Einheit zu beruhen, auf einer Symbiose aller Wesen. Es ist daher auch nicht sinnvoll, diese Welt aus einer rein menschlichen Perspektive heraus zu sehen und entsprechend zu verändern. Und Geist ist und bleibt Geist im ursprünglichen Sinne. Er ist nur der Finger auf der Landkarte der Welt, nur wichtig für Orientierung und Kommunikation. Das Leben selbst bedarf keines Geistes [1. Ob Punkt, Frage- oder Ausrufezeichen: Ich weiß nicht so recht…] Ob die Aussage „Alles ist der eine Geist“ bestehen kann ist ebenfalls noch immer fraglich, auch wenn sie tröstet, weil sie der Angst vor dem Sterben-Müssen ein Ende setzt. Einfach Leben sollte der Sinngehalt des Menschen sein, wobei einfach meint im Einklang und Frieden mit allen Wesen zu sein. Mehr ist nicht zu tun? Alles Zusätzliche wäre/ist reine Spekulation. Mir fallen dazu so im Vorbeigehen die Aussagen zweier Filme ein, die sich mit SF beschäftigten: Der eine ist „Per Anhalter durch die Galaxis“, wo die Frage nach dem Leben, dem Ursprung, nach dem Anfang beantwortet wurde mit „Die Antwort ist 42“ [1. Wikipedia: 42 ist der dezimale ASCII-Code des Sternchens, das in vielen Skriptsprachen als universeller Platzhalter dient („passt auf alles“)]. Der andere Film „Contact“, wo Menschen mit einer höher entwickelten Lebensform des Universums Kontakt aufnehmen konnten und die Heldin erfahren musste, das wohl noch ein paar Millionen Jahre Entwicklung notwendig sind, bis die Menschheit bereit ist, mehr zu den elementaren Fragen des Lebens zu erfahren [2. Man braucht nur die täglichen Nachrichten zu verfolgen, um dieser Aussage voll zustimmen zu können.]. Mir genügen zumindest für heute die getroffenen Aussagen erst einmal vollkommen. Sie bieten genug Stoff zum Nachzudenken. Ich bleibe aber natürlich weiterhin dran am Problem…, am „*“ ebenso wie an der Frage „nach dem Sinn“…, und natürlich auch an der Frage der Fragen: „Wer/was bin ich?“…