ICH und SELBST

(HS 151207) Die Aufspaltung der Geistesanteile in ICH und SELBST hält sowohl einer Hinterfragung als auch einer Dekonstruktion nicht stand. Übrig bleibt in jedem dieser Fälle eine Summe von Eindrücken und Erfahrungen, die immer im ICH zusammengehen. Das SELBST ist daher nur die Projektionsfläche einer Wunschvorstellung: Dem Wunsch geschuldet, dass es etwas ewig/absolut Gutes geben müsse im Menschen. Viele philosophische und esoterische Beschreibungen verwenden die Begriffe „ICH“ und „SELBST“ in ähnlicher Weise wie man Verstand und Vernunft (Kant), Geist und Seele (Christentum) oder Ich und Es (Psychologie) verwendet. Dabei ist ICH in der Regel der Bösewicht, der in uns allen schlummert und SELBST der immer-gute, göttliche oder absolute Anteil, der jenseits aller Bewertung stehen darf. Diesem idealistischen Dualismus liegt eine begehrenswerte Einfachheit zugrunde, die, betrachtet man die Erscheinungen der Welt etwas ungefilterter, als Illusion erscheint. Neuere modernere Anschauungen zeichnen eher ein Bild der Vielheiten oder Rollen, in denen Einzelne und Gruppen aufgehen. Das ICH birgt dann aber lediglich Viele, das Selbst oder die Seele bleibt unabhängig davon in seiner Unbewertbarkeit bestehen.