(HS 151207) Dekonstruktion ist ein Werkzeug, keine Methode. Auch ist die Dekonstruktion keine philosophische Richtung oder Weltanschauung. Sie bezieht sich immer und überall wo sie verwendet wird auf einen Text oder eine Aussage, die einer Methode gehorchend erstellt wurde. Dabei wird versucht, die verborgenen Setzungen, Wertungen und Vorgaben, die der im Text verwendeten Methode immanent sind, aufzudecken und darzulegen. Beispiele wie das Nachfolgende gibt es in religiösen Schriften zuhauf:
(Wikipedia, Selbst) In der Bhagavad Gita, deren Philosophie auf eine praktische Anweisung zum Handeln zielt, wird das ewige Selbst als höchste und wichtigste Instanz für das menschliche Handeln angesehen. So heißt es im Dritten Gesang in Vers 17: Doch wer an seinem Selbst sich freut, an seinem eignen Selbst vergnügt, für den bleibt hier nichts mehr zu tun, weil ihm sein eignes Selbst genügt. (HS 151207) „Wer sich an seinem Selbst freut“ impliziert auch dessen Gegenteil, das heißt, dass „Wer sich an seinem Selbst nicht freut“ muss es demnach auch geben. Daraus ergibt sich, dass man sich nur dann erfreuen kann, wenn man ein solches Selbst besitzt und/oder es nicht verloren hat. Die Aussagen fordern dazu auf, sich etwas zu schaffen oder selbiges wiederzufinden. Es ist die höchste und wichtigste Instanz im menschlichen Handeln. Hier wird faktisch ein Mangel deklariert, den es zu beheben gibt; und dabei ist es notwendig, die um Hilfe zu bitten, die diesen Mangel nicht haben. Diese sind aber, wie im zweiten Teil zu lesen ist, meist nicht gewillt, etwas zu tun, da ihnen ihr eigenes Selbst genügt. Wie also ist dann diese Passage richtig zu verstehen? (Wikipedia, Selbst im Buddhismus): Der Buddhismus verneint die Existenz einer beständigen, unwandelbaren Identität, die im Allgemeinen mit dem Begriff des „Selbst“ verbunden wird. Stattdessen gilt die Anatta-Lehre – die Lehre vom Nicht-Selbst – in allen Schulen des Buddhismus als unverzichtbare Grundlage und wird als eines der drei Daseinsmerkmale bezeichnet. „Der Begriff Selbst bezeichnet eine beständige, unwandelbare Identität, doch da es, wie der Buddhismus sagt, nichts gibt, das beständig ist, und da das, was wir üblicherweise als Selbst bezeichnen, vollkommen aus Nicht-Selbst-Elementen besteht, gibt es in Wirklichkeit keine Entität, die Selbst genannt werden könnte. Ziel der buddhistischen Praxis ist auf dieser Grundlage die „Selbst-Wesens-Schau“. Diese Beispiele geben einen Eindruck davon, was Dekonstruktion sein kann und zu leisten vermag.