Meditation und Allein-Sein-Können

Auch Eros 1 durfte ich begegnen, als nach einer großen Täuschung in Sachen Beziehung und Liebe nach einer mehrstündigen Starre sich mir eine Einsicht eröffnete, die darin bestand, das Liebe in seiner wirklichen Form nicht abhängig ist davon, geliebt zu werden, sondern aus dem Leben selbst und für mich daher aus mir selbst herausströmt. Liebe ist einfach da, Freude ist einfach da, und ich finde beide in der Wendung des Blickes nach innen. Es ist nicht einmal notwendig, das Gefühlte auch auszudrücken. Nach diesem Ereignis habe ich niemals wieder Verzweiflung empfunden. Wut, ja natürlich, Zorn, selbstverständlich, aber Verzweiflung, Mattheit oder eine Aufgabe des Lebenswillens gibt es seither nicht mehr, denn tief im meinem Inneren finde ich immer noch die meist angelehnte Tür, die sich in einer aufmerksamen Phase öffnet und Liebe, Freude und Elpis  2 entstehen lässt. Seither versuche ich durch Meditation zu ergründen, was ich bin und was sich hinter dieser Türe tief in meinem Inneren verbirgt. Ich werde es ergründen, irgendwann, wenn Elpis, Eros und Aventure bereit sind, sich meiner Wahrnehmung zu öffnen. Und dann kann und werde ich es auch bezeugen können.

Meditation ist eine wunderbare Technik, die nicht nur in der kurzen Zeit der täglichen Praxis seine Wirkung entfaltet. Durch diese Praxis habe ich warten gelernt, Geduld gelernt und erweitere meine Befähigung zum Alleine-Sein. Nicht das ich immerzu allein sein möchte, nein, aber häufig finde ich mich durch die Welt um mich herum im Wartemodus wieder, sei es in der Schlange, sei es wartend auf einen Termin, sei es in kurzen Phasen der Langeweile, die ebenfalls Anake sind und nur den Übergang zeitigen, bis eine neue Idee Einsatz und Tätigkeit erfordert. In Stille und Freude warten zu können ist ein Segen für mich und andere. Man sollte Meditation als Fortbildungsfach für Beruf und Freizeit flächendeckend einrichten. Ich denke, die Menschen würden dann, wenn sie diese Kurse besuchen, so wie ich selbst sowohl im einfachen Alltag als auch ganz besonders im Ruhestand, ohne Dämon oder, einfacher gesagt, glücklicher sein können.

  1. Als Eros (Liebe) steht hier nicht die kleine Liebe auf eine oder wenige Personen gerichtet (Geliebte, Familie, Volk), sondern die allumfassende Liebe, der Freude verwandt, die dem Leben und dem Sein gegenüber dargebracht wird. Die erotische Liebe hingegen würde ich gedanklich mehr dem Abenteuer zuordnen, ist sie doch stets zu großen Teilen ein Aufbruch in kultiviertes Terrain des Daseins.
  2. Elpis oder die Hoffnung ist für mich anders als ein Hoffen auf den Lottogewinn, den Sieg meiner Mannschaft oder der Gedanke, vielleicht merkt es ja keiner. Elpis ist für mich die Art von Hoffnung, die aus der Tiefe meines Wesens kommend mich dem Leben übergibt, die mich zitternd zwar, aber doch mutig dem Neuen entgegeneilen lässt. Sie ist, auch wenn nicht immer in gleicher Form, einem Charakterzug vergleichbar, der ein Risiko einzugehen bereit ist, um sein Leiden zu beenden. Sie ist einerseits ein Kraftmechanismus des Dämons, andererseits ein Aspekt des Aventure, dem „jetzt oder nie“ vergleichbar. Wichtig dabei ist das Motiv, das für mich zumindest immer darin bestehen muss, mich verändern zu müssen, weil mein Lernen und Wachsen sonst aufhören würden.
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