Padmasana und Meditation (Sitzen im Lotussitz)

Wie und wo atme ich in Padmasana?

Viele Meditationsformen beginnen zunächst einmal mit Atemübungen. Diese sollen eine Erdung erzeugen, das Hara oder die Erdmitte fühlbar machen und auf diese Weise ein festes Sitzen ermöglichen. Das ist verständlich und in den meisten Haltung auch sinnvoll. Auch in Padmasana kann man so beginnen. Sollte man aber ohne solch vorbereitendes Atmen in die Meditation gehen, wird sich in der eingerichteten Padmasana-Haltung eine Atmung einstellen, die sich fast ausschließlich im Unterbauch wahrnehmen lässt. Die Atembewegung kreist klein und entspannt in und um Hara herum und erreicht fühlbar den Brustraum nur durch bewusste Einwirkung. Der Unterbauch ist dabei wie von selbst ganz leicht eingespannt und bewegt sich nahezu unsichtbar. Dieser kleine Atem ist es auch, der dann die Meditation schnell in die Tiefe zu führen vermag. Es ist der eingerichtete Sitz und der entspannte Atem, dem Padmasana dann seine wohltuenden Wirkungen verdankt. In allen Asana hält die Haltung, so sie korrekt aufgeführt wird, den in ihr eingestellten Atem und verändert diesen ohne bewusste oder körperliche Einwirkung nicht. Padmasana ist hier keine Ausnahme, im Gegenteil, in ihr lässt sich das ohne weiteres jederzeit studierend erfahren. Daher ist Padmasana auch die bevorzugte Haltung für Pranayama.

Wirkt sich Padmasana wirklich wie oft beschrieben förderlich auf die stille Meditation aus?

Diese Frage kann und muss sogar eindeutig mit ja beantwortet werden. Aber wie bereits ausgeführt ist es nicht die Kreuzbeinigkeit allein, die das bewirkt. Vielmehr sind die Kombination aus energetischen Kreis, festem mühelosem Sitz und leicht einzustellenden Atem optimale Voraussetzungen für eine stille Meditation. Es ist eben nicht der Sitz allein, sondern seine Möglichkeiten, die, sofern sie korrekt benutzt werden, eine Meditation in Stille fördern können, aber dieses nicht zwangsweise müssen. Hier spielen noch mentale Motive eine Rolle, die sich einer körperlichen Intervention versagen. Ein begehrender Geist wird durch Padmasana nicht gedämpft, nicht zur Ordnung gerufen. Dazu sind weitere Schritte in der Meditationsübung notwendig.

Ist Padmasana wirklich bewusstseinserweiternd?

Nein, eindeutig nein. Das wäre in etwa so, als wenn mich der Besitz eines Hammers allein schon in die Lage versetzen würde, Nägel schnell und sauber in ein Holz einzuschlagen. Wer jemals einen Laien und einen Dachdecker beim Nageln auf einem Dach beobachtet hat, weiß ganz genau, was gemeint ist. Auch einen Hammer richtig zu bedienen erfordert Übung und Geduld. Padmasana ist sozusagen das für meinen Körper optimale Werkzeug, das richtig bedient und nach ausreichender Übung schneller zu optimalen Ergebnissen führen kann. So in etwa könnte diese Frage beantwortet werden. Eine gute Körperhaltung wird in jeder Konstellation zu besseren Ergebnissen führen, da die Störungen durch einen fordernden Körper, sei es durch Schmerz, Unwohlsein oder Müdigkeit ausgedrückt, gering gehalten werden. Ungeduld kann Padmasana nicht verhindern, Unwissenheit auch nicht. Auch Begehren kann durch Padmasana nicht gedämpft werden. Padmasana kann ein wunderbar einfaches, ein schönes und leichtes Sitzen ermöglichen.

Was muss auch in Padmasana beachtet werden?

Wie jede Asana ist Padmasana auch einzurichten. Nicht alles, was wie Padmasana aussieht, ist auch diese als große Asana bekannte Haltung. Ich denke da besonders an die vielen im Netz auftauchenden Bilder von Menschen in sogenannten Meditationshaltungen. Hoch aufgerichtete Knie, gebeugte Rücken und eingezogener Bauchraum sind keine brauchbaren Lösungen für langes Sitzen. Es ist ein bisschen wie die Behandlung eines Arztes bei einem Knochenbruch. Der Arzt kann durch eine Schiene die Bruchstelle so einrichten, das eine Heilung problemlos und in sinnvoller Weise wie von selbst stattfindet. Padmasana ist diese Kompetenz des Arztes in Verbindung mit einer richtig eingestellten Schiene für die Meditationshaltung. Heilen kann nur der Patient selbst. Einnehmen, Einstellen, Füllen und Erhalten sind die Schritte, die zu einem funktionalen Meditationssitz führen. Das Padmasana es einem Übenden leichter macht, ist belegt, aber nicht selbstverständlich. Zur Arbeit in Padmasana und in der Meditation gehört Geduld, ein langmütiger Wille und Interesse für Möglichkeiten und Formen dieses Tuns bzw. Lassens. Nicht alles davon ist für jeden gleich wirksam. Und da hilft auch Padmasana allein letztlich nicht weiter!

image_pdfimage_print

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert