Stille Gelassenheit im Nur Sitzen

Was ist der häufig verwendete „Ich-Gedanke“?
In sehr vielen Beschreibungen der Meditation hat der Ich-Gedanke ein sehr hohen und meist negativ besetzten Stellenwert.

Exkurs: Der Ich-Gedanke 1
Eine Wirklichkeit ist der Ich-Gedanke nicht, denn eine Wirklichkeit könnte nicht so verschwinden, wie der Ich-Gedanke im Schlafe verschwindet.
Einen Gedanken meditiert (jeder) Mensch – das ist der Gedanke des Ich. Der Gedanke des Ich wird nämlich immer so gefasst, dass er leibfrei gefasst wird. Und insofern wir mit unserem Ich ein Verhältnis zur Welt haben, werden auch gewisse Dinge, die mit unserem Ich zusammenhängen, wenn es auch der Mensch nicht merkt im Leben, so gedacht, dass sie eben, ich möchte sagen, wie Zweige an einem Baume sind.
Wenn wir bedenken, dass der Mensch das zurücklässt und im Grunde die ganzen Erlebnisse in dem drinnen sind, was er zurücklässt, und dass das bleibt, so werden wir auch einsehen, dass, wenn der Mensch durch die Zeit hindurchgegangen ist, die zwischen dem Tod und einer neuen Geburt liegt, und wieder herunterkommt auf die Erde –, dass er dann noch im Weltenäther drinnen das vorfindet, was er da zurückgelassen hat. Da haben wir das real, wie sich Karma bewirkt. Es ist ja da dasjenige, was der Mensch erzeugt hat als sein Gespenst und was auf ihn nun wirkt und im Zusammenhang mit dem späteren Leben eben das bildet, was im Karma sich abspielt.
Die Erkenntnisart, die da aufsteigt durch die Imagination und Inspiration zur Intuition, die gibt die Möglichkeit, wirklich schon, wie man Spiegelbilder sieht, bildhaft das menschliche Leben zu überschauen, dabei aber doch in die eigentliche Wirklichkeit dieses Lebens einzudringen.
Unbewusst gehen vom sinnlichkeitsfreien Denken Imaginationen in denjenigen Teil der menschlichen Wesenheit, der eingebettet ist in den Extremitätenteil, und gehen von dort hinaus in die Zukunft. Was im gegenwärtigen Ichbewusstsein lebt, das zerstäubt; das wird erst, indem es zukünftig ist, aus diesem Zerstäuben befreit. Das sieht man gerade, wenn man die Sache weiter verfolgt. Denn man hat jetzt ein Dreifaches in der Menschennatur, nämlich das, was die drei Glieder des menschlichen ewigen Wesens sind: Das Vergangene, vor der Erdenverkörperung Liegende, das sich in die unbewusste Inspiration des Organismus hereinlebt; dann das, was während des Erdenlebens erlebt wird in der unbewussten Intuition; und drittens das, was vorgefühlt wird als Wesenheit des Menschen nach dem Tode in der Imagination. Das sind drei Glieder des menschlichen Wesens, und sie wirken im Menschen immer zusammen.

Ich habe diese Zitate ausgewählt, weil sie in einer einzigen Website und an einer einzigen Weltvorstellung aufzeigen, welche Vorstellungen in der Menschheit Gang und Gäbe sind. Es gibt also „eine Wesenheit“, man könnte sie auch Seele nennen, die durch Immagination, Inspiration und Intuition geschaffen „durch die Zeit“ geht und dort Spuren im „Weltäther“ hinterlässt, die sich im Zukünftigen „aus dem Zerstäuben“ befreien und somit im neuen Leben greifbar werden wird. Und all das geschieht durch den Ich-Gedanken, der keine Wirklichkeit haben kann, da er ja „im Schlafe verschwindet“.

Zunächst einmal, um Hui Neng in seinem bekannten Gedicht nachzuahmen, wissen wir nicht, ob es Wesenheiten oder Seelen überhaupt gibt. Dann werden Imagination 2, Inspiration 3 und Intuition 4 ja als Geistesaktivitäten beschrieben, die abseits des Realitätsbezuges stattfinden und die oft mit Phantasie, einer Idee oder einer wie immer gegründeten Einsicht verbunden sind. Von der Existenz eines Weltäthers oder eines Arten- oder lebensübergreifenden Feldes, aus dem das neue Leben sich orientiert, wird zwar schon seit JH gemunkelt, bewiesen oder gar belegt aber kann das nicht werden. Und der Ich-Gedanke ist eine Illusion, die sich aus verschiedenen Geistesbewegungen ständig neu bildet und existiert mehr als Prozess den als Fixum. Sich darauf zu berufen ist gewagt. Anders formuliert ist die Existenz von Äther und Seele mit Zweifel behaftet, ein Leben nach dem Tode zweifelhaft und wahre Kenntnisse über die Lebenshintergründe sind schlicht nicht vorhanden.
Der Ich-Gedanke ist notwendig, um innerhalb einer Gemeinschaft kommunizieren zu können. Er ist keine Wesenheit, keine Seele oder Atman noch sonst irgendwie greifbar. Er ist mehr ein Produkt aus Sinneseindrücken, Erfahrungen und Erleben, das sich immer neu bildet und niemals als abgeschlossen gesehen werden kann und wird von mir mehr als eine Form der Strategie angesehen, ohne den ein Überleben als Mensch nicht möglich gewesen wäre. Das ist weder gut noch schlecht, sondern einfach da. Mehr dazu zu sagen wäre vermessen. Ich ist einfach gerade jetzt das, was diese Buchstaben auf einer Tastatur anspricht und versucht, seine Gedanken in Schriftform niederzulegen. Ein Prozess endet, wenn die Bedingungen, die zum Prozess beitragen, verstummen. Als Ich nach dem Tode zurückzukehren ist daher maximal unwahrscheinlich.

Die Umgebung und Form des Sitzens
Der Platz des Sitzens sollte sauber, angenehm und vor allem frei von Störungen sein. Zum Sitzen eignen sich Kissen, Hocker oder Stühle, die zumindest über eine weiche und wärmende Sitzfläche verfügen. Der Raum sollte warm und die Kleidung der Temperatur angemessen sein. Eine Decke oder ein Umhang kann zusätzlich Wärme bringen. Frieren sollte auf jeden Fall vermieden werden. Meine Anleitung wird sich auf das kreuzbeinige Sitzen 5 auf einem gut gefüllten Kissen ausrichten, das auf einer Meditationsmatte platziert ist und den Knien ermöglicht, auf dem Boden zu ruhen. Das Gesäß nutzt die nach vorne abfallende Oberseite des Kissens als Sitzfläche. Die Haltung, die sich darauf aufbaut, ist leicht nach vorne geneigt, ruht dabei genau spürbar auf der Kante der Sitzknochen und erzeugt durch diese Erdung einen Bewegungsstrom, der sowohl den Brustkorb als auch die Kopf-Hals-Nackenstruktur permanent aufrichtet. Ich benenne diesen Bewegungsstrom wie im Yoga mit dem Wort Prana. Die Augen können wahlweise geschlossen oder halb geöffnet sein, und es empfiehlt sich die Augen peripher 6 einzustellen. Das hilft, permanent wach zu bleiben. Die Beine sind abgelegt, der Bauch bleibt entspannt und locker und die Hände falten sich im Dhyana-Mudra [Die Fingerglieder liegen mit dem Handrücken nach unten aufeinander im Schoß und die Daumenspitzen berühren sich permanent sanft.]. Die Meditations-App auf dem Handy (Flugmodus) stelle man auf 26 min ein, wobei die erste Minute durchaus noch zur Sitzeinrichtung genutzt werden kann. Es kann hilfreich sein, ein Taschentuch griffbereit zu haben. Wenn Sitz, Haltung, Decke und Kissen platziert und eingerichtet sind, wird die Uhr gestartet und das Sitzen in Gewahrsein beginnt.

  1. aus www.anthrolexus.de/Topas/6330.html (Anthroposophie, die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners)
  2. Imagination ist synonym mit Einbildung, Einbildungskraft, Phantasie. Darunter wird die psychische Fähigkeit verstanden, sinnlich nicht gegenwärtige sogenannte innere Bilder im Geiste zu entwickeln oder sich an solche zu erinnern, sie zu kombinieren und diese mit dem inneren geistigen Auge anschaulich wahrzunehmen. Der Imagination fehlt der Realitätscharakter, d. h. Wikipedia (DE)
  3. Unter Inspiration versteht man allgemeinsprachlich eine Eingebung, etwa einen unerwarteten Einfall oder einen Ausgangspunkt künstlerischer Kreativität. Wikipedia (DE)
  4. Intuition ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen. Intuition ist ein Teil kreativer Entwwahrseinicklungen. Wikipedia (DE)
  5. Lotus, halber Lotus, Orientsitz, Schneidersitz
  6. Peripheres Sehen ist unsere Fähigkeit, aus dem Augenwinkel zu sehen. Das bedeutet, dass wir Dinge außerhalb unseres direkten Blickfelds sehen können, ohne den Kopf drehen zu müssen. Es ist in etwa der Blick , den wir einnehmen, wenn wir zum Horizont aufblicken.
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