Meditation über „nichts“, eine Momentaufnahme

Zusammenfassung

Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, wo anhand des von mir praktiziertes Beispiels eine funktionale Meditationshaltung möglich gemacht wurde. Es gilt nun, innerhalb dieser Vorbedingungen die Pose der Meditation zu tragen und über einen längeren Zeitraum einzuhalten. Der geöffnete weite Raum des Bewusstseins ist ja nach wie vor nicht leer. Darin finden sich Gedanken, Erinnerungen und die Rauschkulisse der körperlichen Wahrnehmung. Das ist noch nicht „Nichts“.

Spekulation bezüglich „Die Befreiung“

Nun beginnt die Spekulation, die auf Aussagen großer Meditationslehrer beruht. Hier ist wichtig zu verstehen, das es an diesem Punkt bewusst und angestrebt nicht weiter gehen kann in der Praxis der Meditation. Denn das, was jetzt noch geschehen kann, ist, das die Wahrnehmungen von Körper und Gedanken völlig verschwinden und der Meditierende eintaucht ins „Nichts“, in die unendliche Leere und Freiheit des Nicht-Denkens, Nicht-Handelns, der Zeitlosigkeit und der Körperlosigkeit. Und das soll dann ein Zustand sein, der auf Gnade beruht, der sich für manche Menschen wie ein Blitz ereignet und der alle Schleier vernichtet. Dieser Blitz kann nicht mit Worten beschrieben werden, sie eigenen sich dazu nicht, da hier nur noch Erleben in Spontanität stattfinden kann. Hier beginnt nach den Aussagen großer Meister das Erfahren der Offenheit, der großen Leere, die Wortlosigkeit und die Außerkraftsetzung der Ratio durch die eine Wirklichkeit. Große Lehrer der Meditation haben dazu in der Regel ihren Schülern ziemlich seltsame Aufgabenstellungen gegeben. Das „Klatschen der einen Hand“ und „Mu“ sind zum Beispiel im Zen wohl die bekanntesten davon. In allen akzeptierten und bekannt gewordenen Antworten zu diesen Fragen wird man Subjekt und Objekt vergebens suchen, gibt es keine oder nur bedingte Kausalität, verschmelzen alle Gegensätze. So wird es berichtet.

Fazit

Das bisher geschriebene ist nicht mehr als eine Beschreibung einer individuellen Praxis meiner Person, die Arbeit mit und über Meditation zum bestehenden Zeitpunkt, nämlich während ich das hier schreibe, beispielhaft zu fixieren, um einerseits für mich Klarheit über mein Tun zu erlangen und um andererseits den interessiertem Leser eine Anregung zu geben, selbst mit einer solchen Praxis zu beginnen. Nicht mehr und nicht weniger sollen diese Zeilen bewirken. Nachdem ich jetzt ein wenig aufgedeckt habe, wie ich meine Meditationen für mich selbst gestalte, und etwas spekuliert habe, was denn wohl als das große Ziel dieser Tätigkeit sein könne, will ich mich etwas ausführlicher mit den kleinen Zielen und den einfachen Wahrnehmungen beschäftigen, die eine Praxis „der Meditation über nichts“ auslösen können und ein wenig plaudern über die verschiedenen Vorstellungen, die eine solche Übungspraxis begleiten, bewirken und auch erschweren können.

Die Frage nach dem Ziel

Die Frage nach dem Ziel einer objektlosen Meditation sprich der „Meditation über nichts“ wird von allen großen Lehrern gleich beantwortet: Es gibt kein Ziel, das erreicht werden kann, und wer trotzdem versucht, ein Ziel anzustreben, wird nur das Ende oder sogar den Verlust seiner Meditation auslösen. Das erscheint zunächst deprimierend zu sein, ist aber, und das bestätigt sogar die moderne Hirnforschung der Neuzeit, die einzig mögliche Bedingung, die Plastizität und zirkuläre Kausalität des menschlichen Bewusstseins so zu umgehen, das keine Reaktion auf unser Tun in Form von Vorstellung, Einbildung und Verstrickung den Blick in die Tiefe der Wirklichkeit verstellen kann. Der menschliche Geist muss sozusagen leer werden, wobei leer weiter geht als bis zum Boden des Gefäßes, sondern leer in dieser Metapher würde nicht nur ein bodenlosen Gefäß, sondern ein Gefäß vollkommen ohne Begrenzung bedeuten. Und ein solches Gefäß ohne Begrenzung, der Begriff Gefäß trifft also nicht einmal ansatzweise den Punkt, würde alles umfassen und nichts auslassen. Mit anderen Worten, wir begegnen hier der Polarität von alles und nichts, die nicht einmal die zwei Seiten einer Medaille, sondern die eine einzige Möglichkeit überhaupt beschreibt. Unsere Sprache kennt hierfür keine Form eines Ausdrucks, da sprachliche Begriffe sich immer abgrenzen müssen. Verschiedene Traditionen haben dafür aber trotzdem Worte gebildet, um darüber sprechen, um darüber lehren zu können. In China ist das „Dao“, in Japan ist das „Mu“, um nur die zwei bekanntesten zu nennen. Die oben beschriebene Praxis, einen imaginären Raum zu öffnen, in den alle Gedanken, Wahrnehmungen, Bilder, Laute und was sonst noch so ist einfließen, versucht diese Gefäß-Metapher als unbegrenzten Raum in eine vorstellbar erscheinende Begrifflichkeit umzusetzen.

Im folgenden Teil werde ich weitere Begrifflichkeiten, Worte und Vorstellungen, die häufig in Beschreibungen zur Meditation auftauchen, ansprechen, definieren und in meinem Sinne erläutern:

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