Gedanken zur Meditation „Stille Gelassenheit“

Die festgelegte Form meiner täglichen Meditationssitzungen dient lediglich der Ausgestaltung meiner Sitzhaltung und der Einübung von Demut, Geduld und Langmut. Ein weiteres Motiv dient der Negierung einer Neigung in mir, auf Gedanken und Körper-Impulse direkt mit Handlung, mit Ausdruck antworten zu müssen, ohne dessen Inhalt hinterfragt zu haben. Diese Art von Schnellschüssen haben in meinem Leben schon viel Unheil, Leid und Unruhe verursacht, und ich versuche heute, damit etwas intelligenter umzugehen. Diese Neigung versucht, schnell eine Lösung herbeizuführen, ist oft von Ungeduld und Bitterkeit erfüllt, und es ist zu erkennen, das diese Stimmungen von Ereignissen der Vergangenheit geprägt werden, die es künftig zu verhindern gelte. Die o.g. Form der Meditation hat mir sehr geholfen, diese Neigung zu erkennen, in Frage zu stellen und das Geschehen etwas sanftmütiger zu handhaben. Konflikte mit Mitmenschen belasten sowohl den Alltag als auch die Meditation. Sie zu vermeiden ist daher angebracht. Und überhaupt drängt sich die Frage auf: Warum soll ich, obwohl ich weder weiß, was Meditation ist noch ein Konzept habe, was ich damit erreichen möchte, mir die Mühe machen und täglich zwischen 2 und 4x 25 Minuten lang in dieser Haltung verbringen? Ich frage mich das, weil ja in unserer Kultur die Gedanken einen Anfang haben müssen, eine Ursache haben müssen und weiterhin dazu neigen, ein Ziel zu verfolgen oder aber eine Befürchtung, die meine Zukunft ins Negative verändern könnte, zu vermeiden. Nun ist die Meditation, die heute in aller Munde ist, ja gar nicht in unserer Kultur entstanden. Sie kommt ja meist aus Indien, aus China und Japan oder einem anderen asiatischen Land. Die eigene Kulturtechnik der Meditation, die Europa hervorgebracht hat, nennt man heute gerne Kontemplation und besagt, das ich über eine Vorstellung nachdenke, die meiner Kultur entspringt. Das kann Gott sein, das Gute, Wahre und Schöne heißen, die Erreichung einer Tugend ausformen und/oder Verhaltensregel im Alltäglichen beleuchten. Soweit so gut.

Die Meditation der Stille, die ich zu pflegen versuche, denkt eben nicht gezielt über eine Vorstellung nach, zumindest nicht generalisiert. Das könnte ich einfügen, muss ich aber nicht tun. Es ist in meiner Vorstellung doch eher das Lassen, was meine Meditationsweise ausmacht. Ich habe oft beobachtet, das ich mich ärgerlich auf den Meditationsplatz gesetzt habe und befürchten musste, das dieser Ärger meine Zeit füllen würde. Doch meist spielte der, war der Sitz erst eingerichtet und der Atem von seiner Überfülle befreit, gar keine Rolle. Wenn dann Gedanken aufzogen, kamen diese meist aus einer ganz anderen Richtung, die ich so in meinem Ärger gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Und oft war schon nach zwei Runden der Ärger in seiner Aggressivität verflogen. Was blieb davon, war eine Erinnerung an eine als körperlich unschön empfundene Zeitspanne.

Ich komme zurück zu den Meditationweisen aus Asien, und dabei ganz speziell zu denen aus China. Denn von dort stammt die Form der „Stillen Gelassenheit“, wie ich diese Art des Sitzens in Stille zu nennen mich entschieden habe. Ich hätte sie auch „Shikantaza“, „Nur Sitzen“ oder „Objektlose Meditation“ nennen können. „Stille Gelassenheit“ trifft es aber besser. Betrachten wir dazu einfach einmal den Begriff Gelassenheit. Wie gewohnt greife ich dazu erst mal auf Wikipedia zurück, was nicht heißt, das ich die dortige Definition begrüße, sondern weil das die am Weitesten verbreitete Ansicht wiedergibt:

Gelassenheit, Gleichmut, innere Ruhe oder Gemütsruhe ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Sie ist das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität und Stress. Während Gelassenheit den emotionalen Aspekt betont, bezeichnet Besonnenheit die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, also den rationalen Aspekt innerer Ruhe.
Das Wort Gelassenheit stammt vom mittelhochdeutschen Wort gelāʒenheit (Gottergebenheit) ab, dieses von gelāʒen, Partizip Perfekt von gelāʒen. Laut Sprachforschung bedeute der mittelhochdeutsche Ausdruck gelāʒen sich niederlassen, sich gottergeben, später maßvoll, ruhig benehmen oder gottergeben, später maßvoll in der Gemütsbewegung sein. Aktuell bedeutet es abgeklärtes Wesen, Ruhe, Gleichmut. Wikipedia.de

Sie ahnen schon, das ich mit dieser Definition nicht einverstanden sein kann, zumindest was ich über den von mir gewählten Begriff „Stille Gelassenheit“ ausdrücken möchte.

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