Freiheit.01

Die Inhalte der Begriffe Information, Narrativ, Moral und Ethik sind nach meiner Einschätzung für den reinen Freiheitsbegriff nicht relevant. Trotzdem kann der auf größtmöglicher Freiheit bestehende Mensch diese Beschreibungen nicht unberücksichtigt lassen, da er sich nicht allein auf der Welt befindet und gezwungen ist, mit Mitmenschen (…meist in Frieden) zu leben. Ein freies Leben in einer gezähmten Natur scheint heute möglich geworden zu sein, die Bedrohung durch den Mitmenschen ist damit aber nicht ausgeschaltet. Für den Menschen ist der Mensch selbst nach wie vor die größte Bedrohung. Wir müssen also das friedliche Zusammensein mit allen Mitmenschen in mehrdeutiger Weise in einer Freiheitsbeschreibung unterbringen. Leider ist unsere Sprache aber für Mehrdeutigkeiten nicht gut ausgelegt. Daher verweise ich darauf, das der einschränkende Begriff der „Größtmöglichen Freiheit“, wie er in der bisherigen Formulierung verwendet wird, das friedliche Zusammenleben mit Mitmenschen als Gebot und somit auch als Einschränkung bereits enthält. Ich würde daher lediglich zu einer Empfehlung für den Freiheit-Liebenden greifen, bestehende Sitten, Gebräuche, Ethik und Moralvorstellungen im öffentlichen Bereich nicht zu verletzen, da ansonsten der vereinte Widerstand der Mitmenschen die eigene Freiheit erschwert oder gar unmöglich macht.

Zurück zur Natur

Eine weitere Beobachtung der Neuzeit ist der Trend, seine Freiheit zu suchen in einer Lebensform, die kurz und bündig mit „einem zurück zur Natur“ beschrieben werden kann. Das ist eine Umkehrung der bisher üblichen Ziele des Menschen, die Natur und deren Gefahren und Einschränkungen gerade aus dem aktiven Menschenleben heraus-zu-technisieren. Viele Aussteiger entziehen sich heute der Stadt mit deren Arbeitsteilungen und Komfortzonen, um mit Gleichgesinnten auf dem Lande ein Selbstversorger-Leben zu führen und so der Natur nahe zu sein. Nur, und das ist meine erste Frage, wie steht es denn in europäischen Breiten wirklich mit dem Auffinden von Natur? Es ist doch eher so, das Europa zu einer Kulturlandschaft geworden ist, in der Wildheit und Ungebrochenheit bzw. Verbundenheit mit der Natur schwer aufzufinden ist. Ist das bäuerliche Landleben wirklich ein Leben in Natur? Meiner Überzeugung nach findet sich Natur nur noch in Naturschutzgebieten, und dort auch nur, wenn wie in Südamerika zum Beispiel der Zugang des Menschen zu diesen Flächen streng eingegrenzt wird. Ein Leben in Natur kann dort noch nicht einmal der Wildhüter führen, da er sich beruflich mit den Übergrifflichkeiten der nicht-naturgebundenen Menschen auseinander setzen muss. Eine zweite Frage schließt sich an, die danach fragen muss, ob denn nun ein Leben in Einfachheit des Bauernstandes wirklich zu mehr Freiheit führt? Auch das Selbstversorger-Leben muss sich an sehr genau definierten Determinationen halten, die vom terminlich eingegrenzten Garten bestellen über die Tiere versorgen bis zur Herstellung von Lebensmitteln führt. Was ist, was geschieht mit meiner Freiheit, wenn ich gerade heute mal keine Lust oder Kraft habe, die Tiere zu füttern und deren Stall zu reinigen? Auch das „zurück zur Natur“ ist für mich daher nur ein vorgefertigtes Konzept, das zwar etwas anders ist, aber das Bestehende nicht wirklich aufhebt und wenig Platz für persönliche Freiheit lässt.

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