Die beiden Definitionen von Bewusstsein, also die der Neuro-Immunologie (Wissenschaft) und die Krishnamurti‘s liegen genau betrachtet gar nicht so weit auseinander. Während Krishnamurti stets nur das Eine, das Einzig-Existente denkt und daraus eine neue Form von Bewusstsein konstatiert, ist die Wissenschaft, ihrer Gewohnheit folgend, nur an Beweisbarem, Nachvollziehbarem interessiert und folgt nicht in die Spekulation oder in die erzählende Ausnahmeerscheinung, wie sie Krishnamurti nun einmal ist. Somit kommen beide Linien auch zu unterschiedlichen Folgeaussagen, zu anderen Schlussfolgerungen. Das ist aber ebenso gleich-gültig wie jede andere Intension, mit der ein Mensch in seinem Umfeld, seiner Sphäre Frieden und Leidlosigkeit zu schaffen sucht. Alles was die verschiedenen Disziplinen von Spiritualität und Bewusstseinsforschung bisher zu Tage gefördert haben, zielen nicht mehr und nicht weniger auf das gleiche Ziel hinaus und zeigen einen nahezu einheitlichen Weg auf. Dieser Weg geht über eine Selbsterforschung und die Aufgabe von (alten) Regeln und Normen. Um neu zu denken muss das Alte weichen. Es ist ein wenig wie mit einer Werkstatt. Wenn man mehr Platz braucht dort, muss ausgemistet werden und eine Ordnung herrschen, die klar und übersichtlich ist und somit Neues ermöglicht. Und der ordnende Mensch muss hellwach sein und bleiben, damit ihm das Alte ebenso wie auch das Neue nicht immer wieder um die Ohren fliegt.
Bitte verstehen Sie das hier geschriebene nicht falsch. Die Zeilen oben sind nur eine Momentaufnahme, und wahrscheinlich würde ich das heute, am dem Tag, an dem Sie das also lesen, nicht mehr genau so schreiben. Ich lehne Tradition nicht ab. Ich lehne auch das konservative Denken nicht ab. Aber auch immer nur das Neue zu denken ist keine Lösung. Und es gibt keine grundsätzlichen Entscheidungen, auch nicht für eine Meditationspraxis. Das gilt für die Sitzhaltung ebenso wie die Inhalte, Zielvorstellungen, Übungen, Formen und Rituale. Jeder Satz, der mit „Du musst…“ anfängt, ist verdächtig, ein Dogma zu sein. Und das Gleiche gilt für jede Vorgabe zu Zeit und Raumgestaltung, Dauer und Intension (Inhalt). All das können nur Vorschläge sein, die von erfahrenen Meditierern einem unerfahrenen Menschen gegeben werden können. Letztlich müssen Sie selbst jede Erfahrung, jedes Erleben, jede Arbeit und jede Ent-Täuschung durchmachen, von denen der Erfahrene erzählt. Daher mein Rat: Gehen Sie ruhig mal in eine Gruppe und schauen Sie dort, was andere Meditierende so tun. Aber: Setzen Sie sich auf jeden Fall bei Bedarf, am Besten täglich, hin und meditieren Sie, schauen sie, erleben Sie und entscheiden Sie selbst, was für Sie gut ist. Nichts und niemand kann Ihnen dabei helfen, und Sie brauchen weder Bestätigung noch Motivationen, die von außen kommen. Wichtig ist, was Sie tun, und wichtig ist, warum Sie das tun. Und wichtig ist, da Sie dabei wach und aufmerksam sind. Alles andere wird sich einstellen, früher oder später. Sie sind das Ziel, und das Ziel ist schon so gut wie erreicht, wenn Sie wissen, wo Ihre Matte und das Kissen dafür liegen.