Nach dieser kurzen Einleitung beginnt der Artikel in Wikipedia bereits, die Probleme aufzulisten, die sich daraus ergeben. Es folgen „Bewusstsein als Rätsel“, „Das Qualia-Problem“, „Das Intentionalitätsproblem“, … um dann in die Wissenschaftszweige 1 abzurutschen, die jede für sich eine eigene Vorstellung besitzt. Wer sich jemals an einem 500 seitigem Fachbuch solcher Disziplinen versucht hat, wird meinen nächsten Satz sicher gut verstehen: Ich finde ich das alles in der Summe äußerst unbefriedigend. Wenn wir einen Ausdruck gebrauchen, müssen wir auch sicherstellen, da jeder so etwa das gleiche darunter versteht, auch wenn wir sagen müssen, das es eine endgültige Definition nicht gibt. Daher möchte ich jetzt einmal den Versuch wagen, zu beschreiben, was ich hier in diesem Artikel als Bewusstsein verstehe. Bewusstsein ist für mich die Fähigkeit eines lebenden System, auf seine Umwelt zu reagieren, um zum Beispiel sich dem Sonnenlicht entgegen zudrehen oder Nahrung zu detektieren und aufzunehmen. Aber wir werden damit schnell bemerken, das das nicht ausreicht, um zu kommunizieren. Ich nenne diese Version einer Definition daher von jetzt an Be-Wusstsein (andere Schreibweise…). Dieses ist nahezu allen lebenden Wesen eigen. Um etwas zu differenzieren, führe ich einen weiteren Begriff ein. Bewusst-Sein (weitere andere Schreibweise…) erweitere ich in meiner Definition auf die Eigenschaft, sich seines Bewusstsein bewusst zu sein. Damit beschreibe ich das in der Welt-sein vieler Lebewesen, denen ich zusätzlich folgende Eigenschaft zuschreiben kann: Sie sind nicht nur in der Lage, auf ihre Umwelt zu reagieren, sondern verfügen mehr noch über die Fähigkeit, sich sozusagen eine Kommunikationsplattform wie zum Beispiel Sprache anzueignen und somit Informationen zu teilen. Wie wir wissen, reagieren Nutztiere auf den Namen, den Menschen ihnen geben. Auch wissen wir, das sich Bienen durch eine Form von Tanz verständigen, usw. Und das normal geschriebene Bewusstsein verfügt in meiner Definition für diesen Artikel zusätzlich zu den anderen genannten noch über die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen, deren Stimmungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Sie können sich in deren Lage anderer Lebewesen einfühlen. Satirisch und pessimistisch betrachtet ist daher Bewusstsein nicht einmal grundsätzlich allen Menschen zu eigen. Soweit zum Begriff Bewusstsein, wie ich ihn verwende. In der Frage nach „Was bin ich?“ kommt nur Bewusstsein vor, ist Bewusstsein die Grundbedingung für das Fragen überhaupt.
Wer die Frage „Was/wer bist du? Gestellt bekommt, antwortet meist „Ich bin …“. Der Gefragte wechselt in diesem Moment aus der Form des Lebendig-Seins auf die Landkarte der Sprache. Und er erzählt von seinem Namen, seinem Beruf, seiner Vergangenheit, seinen Tagträumen und Wünschen, seinen Leistungen und Erfolgen, von seinem Geld und seinen Schätzen, seinem Tagesablauf und was er so alles denkt. Warum ist das so? Der Name, auf den man hört, ist antrainiert. Er könnte geändert werden. Sein Beruf, der sein Tätig-sein definiert, ist erlernt. Wenn niemand mehr ihn braucht, ist er nutzlos. Sein Alter, mit dem er seine bisherige Dauer beschreibst, ist ein Bezug auf eine künstliche Zeitrechnung, die es greifbar nicht gibt. Sein Heim, sein Auto, sein Geld ist ein Produkt einer Vereinbarung mit anderen Menschen, die meist gehalten, aber auch durchbrochen werden kann. Selbst das Leben kann ihm/ihr jederzeit genommen werden. Es genügen 15 Zentimeter Stahl. Und man kann sagen auf diese Frage, was immer man möchte, nichts davon hält einer Hinterfragung stand. Nichts am Menschen und seiner Landkarte ist beständig. Alles ist bedingt, vorübergehend, vergehend, nichts ist beständig… würde ein Zen-Meister sagen. Gibt es überhaupt etwas Beständiges? Selbst dieser Planet und unsere Sonne werden nicht ewig hier sein. Was also ist beständig? Worauf kann sich alles Existierende beziehen. Viele Theorien berufen sich auf Gott/Götter oder geheime Pläne, die im Verborgenen alles lenken und leiten. Götter und Beschreibungen solcher Pläne aber gibt es mittlerweile viele. Welche Form ist richtig? Und sie leben/wohnen/existieren doch in der Erzählung meist jenseits des Universums, also transzendental. Aber das geht doch auch nicht, weil das Universum alles, absolut alles umfasst, wie der Name schon sagt, und neben dem daher nichts anderes bestehen kann. Ich glaube, diese schnelle Aufzählung zeigt mehr als deutlich, wie wenig Substanz aus einer solchen Sichtweise gezogen werden kann. Nun könnte man ja zur Überzeugung kommen, einfach nicht so tiefschürfend zu fragen, sich dann eine passende Erzählung heraussuchen und dabei zu bleiben. Durch stete Wiederholung, durch Rituale und geschickte Hinleitung wird diese dann immer massiver und erreicht einen Entwicklungssprung: Der geht von der Erzählung (Narrativ) aus zur Setzung „Das ist jetzt mal einfach so…, und das ist ja auch gut so…, wir können eh nichts dagegen tun…, und Ruhe ist…!“. Ja, ich finde solche Setzungen häufig, sehr häufig sogar und verstehe auch die Motive, die dahinter stehen. Aber einfach eine Setzung unter vielen auszuwählen, dazu steht mir heute nicht der Sinn. Ich möchte der gestellten Frage wirklich auf den Grund gehen. Und wenn sich dieser nicht finden lässt, dann steht am Ende des Artikels eben wahrheitsgemäß: „Ich komme nicht weiter. Ich weiß es nicht!“.
Aber soweit ist es noch nicht. Schauen wir uns doch zunächst einmal an, was unter dem schönen Wort „ich“ so alles verstanden werden kann. Wie wir in letzten Abschnitt gesehen haben, sind das zumeist solche Setzungen wie Status, Gut und Haben sowie unsere intellektuelle Einordnung in das Gesellschaftssystem, dem wir angeschlossen sind. Fragt man jemand in der Form „Wer bist du?“ einfach mal so aus den Nichts und frei heraus, wird er selten auf seinen Körper zeigen oder aber auf seine unsterbliche Seele verweisen. Wir haben oben ausgeführt, das Geist sich in unterschiedliche Weise mit der Funktion des Denkens und der Wahrnehmung beschäftigt. Aber der Mensch wird ja normalerweise als ein System von Körper, Geist und Seele bezeichnet. Was ist also mit dem Körper-Ich? Ist mein Körper nicht offensichtlich das große Aushängeschild , das wir mit „Ich“ betiteln? Meist sprechen wir trotzdem von ihm in der drittel Person und behaupten, ihn zu haben. In diesem Besitz dann wohnt unser Geist, den wir somit auch zu besitzen scheinen und der sich in vielfache Unterfunktionen aufzuteilen scheint. So sagen wir gerne „Meine Vorstellung von… ist soundso“., „Meine Beweggründe sind…“, „ich glaube, das…“ oder entsprechend. Der Geist ist also unterteilt in Vorstellungen, also Bilder, die vor etwas gestellt sind, in Beweggründe, also Wahrnehmungen, die mich zu einer Bewegung gezwungen oder inspiriert haben und Glaubensinhalte, die mein „ich“ zu rechtfertigen sucht. Und da würden sich noch viele weitere Motive auffinden lassen. Und zu guter Letzt haben wir noch eine Seele, die ein Gewissen mit all seinen Funktionen beinhalten soll, zusätzlich noch der Träger einer absolut gedachten Vernunft ist und als unsterblich gilt. Trotzdem muss die Seele von Zeit zu Zeit auch noch „gerettet“ werden, was uns besonders die christlichen Religionen immerzu ans Herz legen und dafür, zumindest in der Historie, auch schon mal gerne den Körper und das Leben geopfert haben. All das ist also „Ich“?! Der einzelne Mensch und sein Ich sind also gar nicht so einfach zu beschreiben. Zu jeder Aussage, jeder Idee der letzten fünf Artikelseiten ließen sich in einer Bibliothek eine ganze Reihe von Fachbüchern finden, die unser Wissen/Denken über das betrachtete Motiv noch wesentlich weiter in die Breite führen würden.
Müssen wir also, wenn wir dem „Ich“ auf die Spur kommen wollen, so stark in die Breite gehen, oder genügt einfach eine sorgsam gestaltete Auswahl von Vorstellungen und Geschichten, mit denen unser ich ein glückliches und zufriedenes Leben führen kann? Zwei Fragen, die zweimal von mir an dieser Stelle mit jein beantwortet werden. Jein deshalb, weil wir angesichts der Fülle des Menschheitswissens uns dieses niemals als Person allein aneignen könnten, wir also uns immer mit einer Auswahl begnügen müssen. Jein deshalb, weil wir in vielerlei Hinsicht auf Wissen angewiesen sind, weil der Mensch an sich einfach nach Entwicklung strebt und sein Leben sichern muss, um sich überhaupt entwickeln zu können. Entwicklung ist das große Motiv des Lebens in der Natur im Allgemeinen und der Menschwerdung im Besonderen. Das ist aus der Beobachtung der letzten JH deutlich sichtbar. Und sowohl die Natur im Allgemeinen und auch der Mensch im Besonderen hat diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen, im Gegenteil. Viele große Geister glauben, das da noch Potential zur Entfaltung kommen wird, das unsere heutige Vorstellungskraft mehr als übersteigt. Beschreibungen und Methoden zur Entwicklung wurden von weisen Menschen in allen Kulturen unserer Erde geschaffen und verkündet. Und so unterschiedlich diese Vorstellungen auch sein mögen, Entwicklung scheint ein Gesetz der Natur zu sein. Nun muss die Frage gestellt werden, wohin diese Entwicklung wohl gehen könnte. Das ist die Aufgabe, der sich vor allem der Wissenschaftszweig der Philosophie widmet. Wie war es bisher, was lag dem zugrunde, welche Setzungen wurden verwendet, welche Ideen, Geschichten und Vorstellungen wurden verfolgt, das sind die Aufgabenstellungen, aus der heraus ganze Bibliotheken gefüllt wurden und noch immer werden. Führten solche Arbeiten bisher zu einem Ziel? Ich denke nicht. Was würden Platon, Aristoteles, Kant, Hegel oder Wittgenstein wohl zu der heutigen westlichen Kultur zu sagen haben? Wäre es spannend, sich dazu Gedanken zu machen? Wahrscheinlich eher nicht, würde ich sagen, da wir die großen Geister der Vergangenheit nicht selbst fragen können und eher spekulieren müssten. Aber wir könnten fragen, ob ein Blick zurück eigentlich Antworten generieren kann zu Fragen der heutigen Zeit. Ich denke ebenfalls eher nein, weil es eine Zeit wie heute noch niemals gab.
- Was sagt die Neurowissenschaft, was die Psychologie, was die Kognitionswissenschaft, was … ↩